Wenn man seine Berufung lebt, gibt der Job Energie

Nach einer Studie des Meinungsforschungsinstituts Gallup können nur 20 Prozent der Arbeitnehmer in ihrem Job das machen, was sie gut können. Das heißt im Umkehrschluss, dass 80 Prozent nicht das machen, wo ihre jeweiligen Stärken liegen. Die Ist-Situation für sie ist also, dass sie einem Job nachgehen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen, und weit davon entfernt sind, Ihre Berufung zu kennen und zu leben.

Der Leistungsdruck nimmt heutzutage immer mehr zu. Die arbeitenden Menschen müssen immer komplexere Aufgaben bewältigen – bei mehr Flexibilität, mehr Verantwortung und weniger Sicherheit.

Mit steigendem Stress sowie abnehmenden Erholungsphasen wächst die Anfälligkeit für einen Zustand seelischer Erschöpfung. Hinzu kommt der Zwang zur ständigen Erreichbarkeit auch nach Feierabend und an den Wochenenden. Die Summe dieser Entwicklungen hat dazu geführt, dass die Anzahl der Burnout-Fälle in den letzten Jahren enorm zugenommen hat.

Berufung als Ausweg

Viele dieser Menschen fragen sich spätestens in der Midlifecrisis nach dem Sinn – zumindest ihres (Berufs-)Lebens. Sie fragen sich zum Beispiel nach 10 bis 15 Jahren Controlling, ob das jetzt schon alles gewesen ist oder ob da noch etwas anderes, etwas Neues, kommen kann und wird. Als Lösung für diese unbefriedigende Situation bietet es sich an, nach seiner wahren Berufung zu suchen, sie zu entdecken und zu leben.

Coaching und Beratung sind deshalb heute für junge Menschen viel wichtiger, als es für ihre Elterngeneration war. Auch deshalb, weil es heute so enorm viele Wahlmöglichkeiten in Bezug auf den Beruf gibt. Schließlich gibt es weltweit ca. 25.000 verschiedene Berufe, zu denen beinahe täglich neue hinzukommen.

Menschen, die ihre Berufung leben, sind klar im Vorteil, weil Ihnen ihr persönlicher Traumjob Energien gibt und sie zufrieden und glücklich macht. Dabei ist die Berufung der Drang oder Ruf eines Menschen, etwas Bestimmtes tun zu wollen, sich zu etwas berufen zu fühlen:

• Ein Schriftsteller z. B. muss schreiben, um zufrieden und glücklich zu sein. Dazu spürt er irgendwann einen inneren Drang, dem er nachgehen muss.

• Ein Arzt aus Berufung muss heilen, weil es ihn dazu drängt. So ein Arzt macht vielleicht auch um 21:00 Uhr noch einen dringenden Hausbesuch.

• Und ein Lehrer aus Berufung muss unterrichten und macht vielleicht auch mit 70 Jahren noch Unterrichtsvertretungen.

Woran man Menschen erkennt, die ihre Berufung leben

Menschen, die ihre Berufung leben, können wie folgt charakterisiert werden:

• Sie fühlen sich in ihrem Element, kennen ihr Ziel und verfolgen dieses konsequent.

• An Weggabelungen und Wendepunkten ihres Lebens können sie sich auf ihre innere Stimme verlassen, die ihnen den richtigen Weg weist.

• Sie sind sich zudem über den Sinn ihres Lebens im Klaren und haben eine Antwort auf die Frage, warum sie auf der Welt sind.

• Weiterhin haben sie eine hohe Lebensqualität, weil sie einen Großteil ihrer Zeit Dinge tun, die sie glücklich machen.

• Letztlich gehen sie einer Arbeit nach, die sie aus sich selbst heraus motiviert. Das heißt, sie sind intrinsisch motiviert. Im Gegensatz dazu wirken extrinsische Motivationsfaktoren wie Geld oder Statussymbole oft nur kurzfristig.

• Unsere Berufung zu leben, heißt zudem, etwas Sinnvolles in unser Leben zu integrieren und uns selbst zu verwirklichen.

• Wenn Menschen eine Aufgabe als sinnvoll erleben, fällt sie ihnen zudem oft ganz leicht.

• Last but not least haben glückliche Menschen, die ihre Lebensaufgabe kennen, oft eine unwiderstehliche Anziehungskraft.

Unsere Berufung ist also unser innerer Ruf, etwas Wichtiges und Wesentliches zu tun. Es ist unsere Lebensaufgabe, diese Berufung zu finden und mit allen uns zur Verfügung stehenden Energien und Kräften zu leben.

Schon Arthur Schopenhauer hatte erkannt: „Der Mensch kann zwar tun, was er will, aber er kann nicht wollen, was er will.“

Ihre Lebensaufgabe kann Menschen dazu bringen, etwas Außergewöhnliches zu tun. Mozart oder Einstein wurden nicht in erster Linie durch Geld oder Ruhm motiviert, sondern, weil sie sich ihren Talenten und Begabungen aus völlig freien Stücken widmeten. Es war für beide vor allem eine Herzensangelegenheit, ihre Arbeit zu tun.

Gibt es den Traumjob überhaupt?

Aber gibt es das überhaupt? Den einen und einzigen und allein selig machenden Traumjob? Arbeitspsychologen fanden heraus, dass Erfüllung im Beruf weniger von der Tätigkeit abhängt als vielmehr von der inneren Einstellung des Tätigen. Und sie fanden heraus, dass es tatsächlich wahr sein kann, dass selbst die eintönigste Arbeit erfüllt, wenn sich Persönlichkeit und Tätigkeit auf eine Beziehung einlassen.

So zeigen Befragungen und Untersuchungen, dass es Menschen in den unterschiedlichsten Berufen gibt, für die ihr jeweilig ausgeübter Beruf zugleich ihr Traumjob ist: Es sind nicht nur Künstler, Schauspieler oder Ärzte, die ihren Traumjob gefunden haben, sondern zum Beispiel auch Schweißer, Finanzbeamte, Gärtner oder Kranführer. Das heißt letztendlich, dass es den Traumjob schlechthin nicht gibt, sondern dass jeder für sich seinen individuellen Traumjob entdecken und leben muss.

Es lohnt sich also, nach seiner Berufung zu suchen und diese in seinen persönlichen Traumjob umzusetzen, weil solch ein Job einen voll und ganz erfüllt und einem außerdem noch viel Energie gibt.

Artikel von Dr. Jürgen Nawatzki, veröffentlicht bei experto.de

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