Finanznachrichten Investmentfonds: Rente: Den Jungen fehlen monatlich 800 Euro

Beitrag von Martin Thaler vom 10.10.2017 auf http://www.procontra-online.de

Gesetzliche Rente bei Jungen reicht nicht mehr aus

Wer sich als jüngerer Mensch nur auf die gesetzliche Rente verlässt, muss später beim Lebensstandard empfindliche Einschnitte vornehmen. Dies zeigt eine neue Studie und illustriert, was betriebliche und private Vorsorge für Auswirkungen auf die Rente haben können.


Hält private Vorsorge grade für junge Menschen unabdingbar: Studienleiter Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen. Foto: Union Investment

Wenn junge Menschen sich nur auf ihre gesetzliche Rente im Alter verlassen wollen, müssen sie im Alter deutliche Abstriche bei ihrem Lebensstandard machen. Zu diesem Ergebnis kommt der neue Vorsorgeatlas, den Ökonomen der Universität Freiburg im Auftrag von Union Investment erstellt haben.

Wer seinen Lebensstandard indes halten will, benötigt pro Monat weitere 800 Euro, führen die Forscher aus. Das heißt: Sie müssen betriebliche und/oder private Altersvorsorge betreiben.

Damit unterscheiden sich die heute 20- bis 34-Jährigen deutlich von der Gruppe der 50- bis 65-Jährigen: Die Ersatzquote, also der Anteil ihres Bruttoeinkommens, der mittels gesetzlicher Rente ersetzt werden kann, liegt bei den 50- bis 65-Jährigen bei 64,1 Prozent. Bei der Altersgruppe der 20- bis 34-Jährigen sinkt diese Quote allerdings bereits auf 38,6 Prozent. Um den eigenen Lebensstandard im Alter halten zu können, gehen die Forscher von einer Ersatzquote in Höhe von 60 Prozent aus.

Hierbei gibt es allerdings regionale Unterschiede in Deutschland, die abhängig sind von der Höhe der Gehälter und der Beitragsmessungsgrenze in der GRV (siehe Grafik).

Allerdings kommen die Forscher zu dem Schluss, dass durch betriebliche bzw. private Vorsorge der Lebensstandard gehalten werden kann – diese sich also für den Kunden rentiert. „Die Zahlen belegen die Stabilität des Vorsorgesystems über drei Schichten. [Schicht 1: Basisversorgung; Schicht 2: Zusatzversorgung; Schicht 3: Kapitalanlagen] Grundlegende Veränderungen sind nicht erforderlich“, betonte Prof. Dr. Bernd Raffelhüschen, der die Studie geleitet hatte.

So sei unter Einbeziehung der zweiten und dritten Säule eine Ersatzquote von rund 83 Prozent möglich, rechnen die Forscher vor. „Entscheidend ist, dass die Möglichkeiten insbesondere der privaten Vorsorge genutzt werden. Wer das beherzigt, ist im Alter gut versorgt, gibt sich Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender bei Union Investment überzeugt.

Riester-Rente bei Jungen und Frauen beliebt

In unserem Vorsorgesystem bleibt auch in Zukunft die gesetzliche Rente der maßgebliche Stützpfeiler für die Menschen, mit der die Deutschen im Schnitt 48,7 Prozent ihres Bruttoeinkommens ersetzen können. Wesentlich höher falle die Ersatzquote bei Menschen aus, die Leistungen aus der sogenannten zweiten Säule erhalten.

Sie liegt im Durchschnitt bei 61,8 Prozent – junge Menschen kommen indes auf eine Quote von 55 Prozent. Besonders häufig setzen die Menschen in der zweiten Säule auf die Riester-Rente. 44 Prozent der Förderberechtigten verfügten über einen entsprechenden Vertrag und kämen hier im Rentenalter bei den aktuellen Sparraten durchschnittlich 290 Euro. Das wäre eine Ersatzquote von 10,6 Prozent.

Insbesondere Frauen, jüngere Menschen und Geringverdiener hätten Riester-Verträge abgeschlossen, legen die Forscher dar (siehe Grafik).

Durch das in diesem Sommer verabschiedete Betriebsrentenstärkungsgesetz sollen Geringverdiener zudem weiter zum Riestern animiert werden – nicht nur durch die Erhöhung der Grundzulage, sondern auch die Tatsache, dass Riester-Erträge nicht mehr vollständig auf eine etwaige Grundsicherung im Alter angerechnet werden. Allerdings gibt es hier aus Sicht von Union-Investment-Chef Reinke weiteren Nachbesserungsbedarf. „Insbesondere bei der Riester-Rente gibt es noch Möglichkeiten, die Akzeptanz zu erhöhen und die Verbreitung auszubauen.“ Zuletzt war der Bestand an Riester-Verträgen in zwei aufeinanderfolgen Quartalen negativ ausgefallen.

Weitere acht Millionen Menschen beziehen betriebliche Altersvorsorge. Im Schnitt kämen die Menschen hier auf 575 Euro und damit eine Ersatzquote von durchschnittlich 14,9 Prozent. Jüngere Menschen verfügten allerdings seltener über eine betriebliche Altersvorsorge – ihre Partizipationsquote beträgt hier nur 12,7 Prozent (insgesamt: 16,3).

Auch Geringverdiener setzen nur in geringem Maße auf eine bAV – gerade einmal 5,4 Prozent der Angestellten mit einem monatlichen Einkommen von unter 1.100 Euro betrieben bAV, bei der Einkommensgruppe von über 2.000 Euro sind es hingegen 33,5 Prozent.

Große Unterschiede bei der Ersatzquote

Ein wesentlicher Baustein für die Altersvorsorge könne darüber hinaus die 3. Vorsorge-Schicht sein. Hierunter fällt das privat angesparte Geld- und Immobilienvermögen, also Aktien, private Rentenversicherungen, Immobilien und Spareinlagen. Durchschnittlich könne hiermit eine Ersatzquote von 26,1 Prozent erzielt werden.

Nimmt man also die Einnahmen aus allen drei Schichten zusammen, können die Menschen auf eine Ersatzquote von 82,6 Prozent kommen. Zur Erinnerung: Zur Haltung des Lebensstandards hatten die Freiburger Forscher eine Ersatzquote von 60 Prozent festgelegt. In manchen Teilen Deutschlands, vor allem im Süden, aber auch in Teilen von Rheinland-Pfalz und im Münsterland, sei so eine Ersatzquote von über 87 Prozent möglich. In weiten Teilen Ostdeutschlands sei indes nur eine Ersatzquote von unter 75,4 Prozent zu erreichen (siehe Grafik).

„Die gesetzliche Rente bleibt über das Jahr 2030 die tragende Säule der Altersvorsorge. Aber erst die private Vorsorge sichert den Lebensstandard“, fasst Raffelhüschen die Studienergebnisse zusammen.

Quelle: Finanznachrichten Investmentfonds: Rente: Den Jungen fehlen monatlich 800 Euro

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