Finanznachrichten Versicherungen: Hälfte der Deutschen droht Altersarmut

Beitrag von Martin Thaler vom 16.06.2017 auf http://www.procontra-online.de

Nach neuen Berechnungen der Gewerkschaft Verdi verdient ein Großteil der Deutschen zu wenig, um später eine auskömmliche Rente zu bekommen. Von der Politik fordert sie daher, sich an einem Nachbarn zu orientieren.


Verdi-Chef Frank Bsirske stellte neue Zahlen zum Thema Altersarmut vor. Foto: dpa

Die Gewerkschaft fordert angesichts der nahenden Bundestagswahl einen Kurswechsel in der Rentenpolitik. Denn laut Verdi ist rund jeder zweite Deutsche von Altersarmut bedroht. Laut Berechnungen, die das Eduard-Pestel-Institut für Systemforschung auf Grundlage des Mikrozensus 2015 durchführte, kommen 44 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten auf ein Bruttoeinkommen von unter 2.500 Euro.

Besonders groß ist diese Gruppe in Thüringen: Hier kommen 62,1 Prozent der Menschen nicht über ein entsprechendes Einkommen. In Baden-Württemberg sind es immerhin noch 37,8 Prozent. Rechnet man dann noch die Zahlen der 5,14 Minijobber hinzu, kommen rund 50 Prozent aller Beschäftigten auf weniger als 2.500 Euro brutto.

Angesichts dieser Zahlen ist die Gefahr für die besagten Beschäftigten, im Alter in die Armut zu rutschen groß. Denn bei einem Rentenniveau von 43 Prozent (heute: 48,2), wie es 2030 herrschen soll, würden weite Teile der Verdienstgruppe bei der Rente auf oder nahe an das Grundsicherungsniveau kommen, rechnet die Verdi vor – selbst nach 45 Beitragsjahren. Für all diejenigen, die nicht auf 45 Beitragsjahre kommen, sieht die Lage noch bedrohlicher aus.

„Diese Rentenerwartungen sind armutsgefährdend für weite Teile der Bevölkerung, auch der Mittelschichten. Diejenigen, die nur auf 40 oder gar 30 Beitragsjahre kommen, und das sind wegen der Erziehungszeiten vor allem Frauen, rutschen definitiv auf Hartz-IV-Niveau“, warnt Verdi-Vorsitzender Frank Bsirske, der die Zahlen am Freitag in Berlin vorstellte.

Insbesondere die schwierige Lage für Frauen hob Bsirske hervor. So kommen nach den aktuellen Zahlen 62 Prozent der Frauen im Westen und 68 Prozent im Osten auf ein Einkommen von unter 27.500 Euro. „Da droht millionenfache Altersarmut, wenn es keinen Kurswechsel in der Rentenpolitik gibt“, warnte Bsirske.

Kritik gab es von Bsirske an der Politik, aufgrund der Teilprivatisierung der Rente. Stattdessen hätte diese sich lieber ein Beispiel an Österreich nehmen sollen: „Statt die Bevölkerung zum Riestern aufzufordern, hat die österreichische Politik die gesetzliche Rente ausgebaut“, so Bsirske. Heute sei die gesetzliche Rente um 500 Euro höher als in Deutschland. Das Thema Rente wird auch im kommenden Wahlkampf eine Rolle spielen.

Jüngst präsentierte SPD-Kanzlerkandidat sein Rentenkonzept, was eine Stabilisierung des Rentenniveaus bis 2030 bei 46 Prozent vorsieht. Auch Grüne und Linke plädieren für eine Stabilisierung des Rentenniveaus. In der CDU scheint derweil noch Uneinigkeit darüber zu herrschen, wie konkret man sich zum Thema Rente positionieren will. Anfang Juli wollen die Christdemokraten ihr Wahlprogramm vorstellen.

Verdi indes spricht sich für eine Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent aus. Schrittweise soll dieses dann auf 50 Prozent erhöht werden. Dies sei nur durch Verbesserungen bei den Löhnen zu erreichen, stellte Bsirske klar: „Langfristig führen nur auskömmliche Löhne zu auskömmlichen Renten.“

Quelle: Finanznachrichten Versicherungen: Hälfte der Deutschen droht Altersarmut

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